Grundlegende Überlegungen zum Fach Deutsch

 

Kaum ein Fach war in den letzten Jahrzehnten einem solchen Wandel unterworfen wie das Fach Deutsch. Lange Zeit hatte es sich dem klassischen Bildungsbegriff verschrieben und zur Aufgabe gemacht, die deutsche Sprache und die Meisterwerke der deutschen Klassik zu vermitteln. Später, in den ideologiekritischen Siebziger Jahren, sollte das Fach die Schülerinnen kritisches Denken lehren. Darüber hinaus wurde der Kanon lesenswerter Literatur bedeutend erweitert, auch Gegenwarts- und Sachliteratur wurde zum Gegenstand des Unterrichts erhoben. Dann erfuhr das Fach eine neuerliche Erweiterung: Deutsch sollte zu einem Fach werden, das vor allem die kommunikativen Fähigkeiten der Schülerinnen schulen sollte, um am gesellschaftlichen Diskurs teilhaben zu können. Und auch jetzt steht das Fach wiederum vor einer Neuausrichtung, indem nun die Orientierung an Kompetenzen in den Mittelpunkt rückt.

 

Ungeachtet dieses Wandels gibt es jedoch Konstanten: Das Fach Deutsch hatte immer den Auftrag, Inhalte und Fähigkeiten zu vermitteln, die weit über das Fach in viele andere Fächer hineinstrahlen. Und zuletzt war es stets ein Fach, das den Schülerinnen und Schülern helfen sollte, sich in der Welt, in der wir leben, zurechtzufinden. Insofern hat sich der klassische Bildungsgedanke, wenn man ihn recht versteht, niemals wirklich verloren. Die Herausbildung des eigenen Ichs in der Auseinandersetzung mit der Umwelt, der wechselseitige Einfluss der Horizonte aufeinander im Verstehen, ist nach wie vor der zentrale Auftrag des Faches. In diesem Gedanken finden sich auch Elemente des ignatianischen Denkens wieder, das prägend für unsere Schule ist.

 

In der Auseinandersetzung mit Literatur kann Eigenes und Fremdes im spielerischen Ernst erfahren werden. Voraussetzung hierfür ist sprachliche Bildung, die Fremdes wie auch das Eigene überhaupt erst verstehen und ausdrücken lässt. Diese Auseinandersetzung schult das kritische Denken in Bezug auf das Eigene wie auch das Fremde, fördert die Kommunikationsfähigkeit mit dem Gegenüber und verschafft den Schülerinnen jene Kompetenzen, die sie brauchen, um in der modernen Welt ihren Platz zu finden. In diesem Sinne vermittelt das Fach Deutsch Kompetenzen, die in allen Schulfächern und weit über die Schule hinaus von Belang sind.

 

Die Horizonte sind dabei vielfältig. Es gibt nicht den einen Blick auf den Lernstoff, sondern gefragt ist die lebendige Auseinandersetzung im Unterricht, die Vielfalt der Perspektiven sowohl unter den Lehrenden wie auch unter den Schülerinnen. Deutsch ist daher ein lebendiges Fach, das in Bewegung setzt und in ständiger Bewegung ist.