Wie schon Goethe sagte: „Weimar […], da ist’s gut!“
 

Seit vielen Jahren fahren einige Kollegen der Fachschaft Deutsch mit unseren MSS-Schülerinnen an den Projekttagen oder über verlängerte Wochenenden nach Weimar. Wir wohnen dann mit ihnen in einer der Jugendherbergen - in der Innenstadt oder auf dem Ettersberg. Klassische Programmpunkte sind das Goethe- und Schillerhaus, eine thematische Stadtführung und der Besuch einer Theatervorführung, in der Regel findet auch eine Führung durch die Gedenkstätte Buchenwald statt. Oft schließt eine Weimarfahrt mit dem Besuch der Wartburg in Eisenach.                                  

 

Nachfolgender Bericht aus dem Jahrbuch 2012 veranschaulicht eine Weimarfahrt aus Schülerinnenperspektive:

 

Weimarfahrt an den Projekttagen 2012



Weimar - eine Stadt in Thüringen, bekannt für ihr kulturelles Erbe. Ob man bei „kulturellem Erbe“ nun an die Weimarer Klassik, die Weimarer Republik oder das Bauhaus denkt oder ob einem Namen wie Cranach d.Ä., Liszt, Gropius, Herder, Schiller, Goethe einfallen - in Verbindung mit Weimar liegt man richtig. Doch nicht nur dieses (geistige) Erbe, sondern auch eine Altstadt, die mit ihren hübschen restaurierten Häusern einen ganz besonderen Charme versprüht, lädt ein, sich die Stadt einmal näher anzuschauen.

 

      

 

Dieser Einladung sind 43 Mädchen der Jahrgangsstufen 10-12 über die Projekttage gefolgt und können nun Goethes Beschreibung Weimars aus dem Gedicht „Die Lustigen von Weimar bestätigen: „Spiel und Tanz, Gespräch, Theater, / Sie erfrischen unser Blut; / Laßt den Wienern ihren Prater; / Weimar, Jena, da ist’s gut!“.


Am Mittwoch, den 20. Juni 2012, ging die Fahrt los. Kurz bevor wir jedoch unsere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte, die Jugendherberge „Am Ettersberg“, erreichten, fuhren wir am Mahnmal der Gedenkstätte Buchenwald vorbei. Der Obelisk aus Sandstein erinnert an eine andere, spätere Zeit in der Geschichte. Mit dem Erbe dieser Zeit sollten wir uns an unserem letzten Tag näher beschäftigen.

 

Nach dem Mittagessen stand jedoch erst einmal eine Stadtführung an. Die Summe an historischen Gebäuden und Ereignissen, die uns in dieser kurzen Zeit erklärt und beschrieben wurden, veranschaulichte einmal mehr den kulturellen Reichtum Weimars in verschiedensten Epochen. Im Anschluss daran besuchten wir das Wohnhaus Schillers. Die Dame, die uns durch dieses Haus führte und neben der Einrichtung auch Schillers Schaffens- und Lebensweise näher erläuterte, sollte uns auch am nächsten Tag die beiden Wohnhäuser Goethes zeigen. Die Verbindung der verschiedenen Führungen machte die Veranstaltungen noch interessanter, da vieles in Bezug zueinander gesetzt wurde und sich ergänzen konnte. Hierdurch wurden zum einen die Verbindung zwischen den Schriftstellern, zum anderen aber auch die Unterschiede zwischen beiden aufgezeigt. Während Schillers Haus eine eher bürgerliche Einrichtung vorzuweisen hatte und dieser auch auf sein „von“ eher verzichtete, legte Goethe als Minister sehr viel Wert auf seinen ebenfalls nachträglich hinzugefügten Adelstitel und eine ebenso adlige Ausstattung seines Wohnhauses. Dieses Wohnhaus besichtigten wir am zweiten Tag.

 

Am Donnerstagmorgen suchten wir sein erstes Wohnhaus, das sogenannte „Gartenhaus“, in Weimar auf. Dieses schlichte Häuschen inmitten des Parks war ein Geschenk des Herzogs Carl August, der ihn mitunter durch diesen Wohnsitz an die Stadt binden wollte. Als Goethe von seiner Italienreise zurückkehrte, zog er in das größere, in der Stadt gelegene Haus um.

 

 

Geht man durch die Straßen von Weimar, blinkt einem der Namen des Dichters entgegen, wohin man schaut. Und wie von jedem Zuschauermagneten gibt es auch in Weimar die sogenannten „Greatest Hits“. Diese Abendveranstaltung besuchten wir am ersten Abend. Darunter vorzustellen hat man sich Balladen und Gedichte von Goethe und Schiller, die musikalisch unterlegt und teilweise etwas umgedichtet vorgetragen werden. Am zweiten Abend begegneten uns diese beiden als „Außerirdische“ in der heutigen Zeit. Von ihrem Sockel des berühmten Denkmals heruntergestiegen, versuchten sie in der modernen Welt zurechtzukommen – um am Ende des politischen Kabaretts resigniert zurückzusteigen.

 

Der letzte Tag führte uns in die Gedenkstätte Buchenwald. Die meisten Gebäude dieses Arbeitslagers sind schon lange abgebaut, doch auch die wenigen verbliebenen geben eine bedrückende Vorstellung von der Grausamkeit und dem Schrecken dieser Zeit. Auch hier hatten wir eine Führung, in der teilweise neue Denkanstöße gegeben wurden. Wer waren diese SS-Männer eigentlich? Welche Unterschiede gab es zwischen den Gefangenen und kann man in diesem Zusammenhang nur von Opfern und nur von Tätern sprechen? Obwohl drei Stunden nach viel Zeit klingt, verging die Zeit dort sehr rasch. Einige hätten es vielleicht begrüßt, etwas mehr Zeit zu bekommen.

 

Auf der Rückfahrt nach Mainz machten wir noch einen Abstecher nach Eisenach auf die Wartburg, wo sich Martin Luther einige Monate versteckt hielt. Auch diese Führung war zweifellos interessant, allerdings verliert sicherlich jede Veranstaltung nach dem Besuch einer KZ-Gedenkstätte irgendwo an Bedeutung.

 

                                          


 

Trotz des vollgepackten Programms war es eine schöne Fahrt und ich denke, ich spreche im Namen aller Teilnehmerinnen, wenn ich mich an dieser Stelle für die aufwändige Organisation und fürsorgliche Betreuung der Lehrerinnen Frau Plötz, Frau Wertgen und Frau Kiesel bedanke!
Und ein abschließendes Wort an die folgenden Jahrgänge: Weimar lohnt sich!


Jasmin, MWS-Presse